
Jerusalem: Österreich-Hospiz stellt vorübergehend Betrieb ein
Das Österreichische Hospiz in der Jerusalemer Altstadt muss wegen des Krieges zwischen Israel und dem Iran vorübergehend den Betrieb einstellen. Das hat der interimistische Rektor des Hospizes, Lucas Maier, am Mittwoch mitgeteilt:"Die aktuelle politische Situation stellt unser Haus an der Via Dolorosa erneut vor eine große Herausforderung", so Maier wörtlich.
Die Checkpoints von und nach Betlehem seien geschlossen und die Altstadt wurde von der Polizei abgeriegelt. "Alle unsere Gäste sind abgereist, unsere Zivildiener wurden nach Österreich zurückgeholt. Der Betrieb des Österreichischen Pilger-Hospizes ist zum Erliegen gekommen", berichtete der Rektor.
Maier: "Wir schätzen uns hier in Jerusalem in Sicherheit. Die Heilige Stadt war bislang noch kein direktes Ziel eines Angriffs. Zusätzlich vertrauen wir auf die Luftabwehr und können uns im Notfall in den Schutzraum des Hospizes zurückziehen." Seit zweieinhalb Tagen habe es in Jerusalem keinen Luftalarm mehr gegeben.
Nichtsdestotrotz seien die im Haus arbeitenden Zivildiener vorsorglich vorübergehend nach Österreich zurückgeholt worden und bereits Freitagfrüh sicher in Europa angekommen. Gleichzeitig hätten auch die letzten verbliebenen Gäste des Hauses mittlerweile Israel auf dem Landweg nach Jordanien oder Ägypten verlassen.
Wie auch in der Vergangenheit seien in Zeiten einer Eskalation die Checkpoints Richtung Westjordanland geschlossen, "sodass unsere palästinensischen, christlichen Mitarbeiter Jerusalem nicht erreichen können". Neu und bedrückend sei dieses Mal, "dass auch alle Altstadttore Jerusalems durch die Polizei abgeriegelt wurden". Zutritt erhalte nur, wer innerhalb der Altstadtmauern wohnt. Es gebe nur wenige Ausnahmen für "systemrelevante" Mitarbeiter.
Somit bleibe auch lokalen Jerusalemern, "die selbst in diesen Zeiten unser Kaffeehaus und unseren Garten als Orte der Ruhe, des Austauschs und der Begegnung besuchen möchten", der Zugang leider verwehrt. Maier: "Ohne Pilger aus Europa, ohne unsere lokalen Tagesgäste, ohne unsere Zivildiener, ohne unsere christlichen Mitarbeiter aus Betlehem ist der Betrieb des Österreichischen Pilger-Hospizes vollständig zum Stillstand gekommen."
Maier hält gemeinsam mit einem letzten Zivildiener, der auf eigenen Wunsch vor Ort geblieben ist, als einzige Österreicher die Stellung: "Gemeinsam mit unserem Haustechniker und einem weiteren Mitarbeiter, der direkt in der Altstadt wohnt, wechseln wir uns in Schichten ab. Wir zeigen Präsenz, kümmern uns um das Haus und den Garten, führen die notwendigsten Instandhaltungsmaßnahmen durch und stehen Ihnen bei Fragen und für Informationen zur Verfügung."
Dramatisch entwickelt sich laut dem Rektor die finanzielle Lage des Hauses: "Durch die Abriegelung der Altstadt und die faktische Einstellung unseres Kaffeehausbetriebs ist unsere letzte Einnahmequelle versiegt - während die Fixkosten weiterlaufen", so Maier. Zudem versuche man weiterhin, "unseren christlichen Mitarbeitern aus Betlehem - die von Seiten der palästinensischen Behörden keinerlei Unterstützung erhalten - ein wirtschaftliches Überleben zu sichern". Das Hospiz sei deshalb dringend auf Spenden angewiesen, so Maier.
Quelle: kathpress